8. März 2017

Einmal nicht an die Krankheit denken

 

Christine Kukula

Wer kennt das nicht: Musik begleitet uns das ganze Leben hindurch, von den ersten Tönen, Klängen, Geräuschen im Mutterleib bis zu unseren letzten Augenblicken, in denen sich das Ohr als letzter Sinn verabschiedet. Musik spricht die meisten Menschen an. Für viele stellt sie ein Tor zu den Gefühlen dar. Sie weckt Erinnerungen und kann helfen, das auszudrücken, was manchmal unausprechbar ist. Auch die Wissenschaft belegt mittlerweile: Musik, speziell und bewusst angewandt, aktiviert bestimmte Strukturen im Gehirn, die mit unserem internen Belohnungssystem, mit der Produktion von sogenannten Glückshormonen sowie Hormonen, die Wohlgefühl auslösen, zusammenhängen. Musik kann beruhigen und wirkt angst- und schmerzlindernd.

Seit diesem Jahr spielt im St. Barbara Hospiz Musik auch in ihrer therapeutischen Form eine Rolle: Einmal in der Woche ist die Musiktherapeutin, Christine Kukula, mit ihren Instrumenten und Klängen, mit ihrer Stimme und im Gespräch für die Hospizgäste da. Mit einem Wagen voller Instrumenten aus aller Welt, die einfach zu spielen sind, kommt die Musiktherapeutin zu den Hospizgästen ins Zimmer oder in den Gemeinschaftsraum. Je nach Verfassung und Stimmung wird dann gemeinsam musiziert bzw. gesungen oder Musik gehört. Ist etwas Ruhiges, Entspannendes angesagt, kommen sanfte Klänge und auch Stille zum Tragen.

Was in der Musiktherapie passieren kann, beschreibt Christine Kukula an folgenden Beispielen aus der Praxis: Herr A. hat immer gerne getanzt und gesungen. Er freut sich über das Angebot, alte Schlager auf dem Akkordeon gespielt zu hören. Erinnerungen werden lebendig, der Fuß beginnt sich im Takt mitzubewegen. Es wird erzählt und gelacht, die Stunde geht schnell vorbei.

Herr A. hat für diese Zeit seine Angst, die ihn wegen der Luftnot immer wieder überkommt, vergessen. Frau B. entdeckt den Gong: sie berührt ihn mit den Händen, sie schlägt ihn schwach und stärker an, entdeckt ganz viele Facetten und überträgt das Erlebte auf ihren Alltag: die Schwäche, die sie zunehmend spürt, die dunklen Momente, aber auch die hellen und strahlenden Momente der Freude, die es im Zusammensein mit den Familienangehörigen gibt. Sie ist fasziniert von dem Geheimnisvollen im Klang des Gongs und sagt, es sei befreiend mit dem Gong zu spielen und die Resonanz zu spüren.

Frau Z. ist sehr müde und schwach. Sie kennt von ihrem Aufenthalt auf der Palliativstation schon die verschiedenen Möglichkeiten des musiktherapeutischen Angebotes und wünscht sich eine Klangbehandlung. Der Klang der Klangschalen, die um sie herum aufgestellt sind, wirkt beruhigend und lässt ein Gefühl der Leichtigkeit in ihrem Körper entstehen. Sie liegt ruhig und entspannt und genießt das positive Körpergefühl. Herr K. ist Musikliebhaber. Er kennt sich in der klassischen Musik sehr gut aus. Häufig hat er Konzerte besucht. Die Musiktherapeutin bietet an, gemeinsam eines seiner Lieblingsstücke anzuhören. Herr D. liegt mit geschlossenen Augen im Bett, lauscht der Musik und lächelt. Es ist, als sei er im Konzertsaal.

Im Anschluss unterhalten sich Herr K. und die Musiktherapeutin noch lange über Musik und das Leben mit und ohne Erkrankung. Am Ende sagt er: „Das hat gut getan.“ Ein herzliches Dankeschön an den Förderverein des St. Barbara Hospizes für die Finanzierung der Musiktherapie.